Kienitzer 16: Abwendung des gemeindlichen Vorkaufsrechts

Kienitzer 16: Abwendung des gemeindlichen Vorkaufsrechts

Vor 2 Wochen bekamen wir vom Bezirksamt die Information, dass der Kauf der Kienitzer Str. 16 wie ursprünglich geplant erfolgt ist. Der*die Käufer*in hatte sich in den Tagen zuvor durchgerungen, die Abwendung des gemeindlichen Vorkaufsrechts zu unterschreiben.

  • Die Person, die das Haus gekauft hat, hat ihr Ziel erreicht. Die unterschriebene Abwendungsvereinbarung scheint indes kein besonderes Hindernis gewesen zu sein. Die ganze Sache ist deutlich vor der dreimonatigen Frist abgewickelt worden. Was jetzt folgt werden wir früh genug erfahren.
  • Der Bezirk konnte noch einen überragenden Erfolg mit Blick auf den Milieuschutz verbuchen. Das gesetzlich und politisch festgelegte vorrangige Ziel wurde erreicht: die Unterzeichnung einer Abwendungsvereinbarung durch den*die Käufer*in.
  • Die Wohnungsbaugenossenschaften, wohlgemerkt mehrere interessierte Genossenschaften, die bis zum Schluss den Vorkauf geprüft hatten, sind leer ausgegangen. Dabei hatten gleich zwei von ihnen sogar erhebliches Interesse und Bereitschaft bekundet, das Haus in ihren Bestand aufzunehmen. Die Arbeit, die in die Prüfung geflossen ist, war umsonst. Schade.
  • Die Hausgemeinschaft Kienitzer 16 hat ihr Ziel nicht erreicht. Den Erhalt der Hausgemeinschaft und ein sicheres Wohnen, frei von der Angst, verdrängt zu werden, müssen wir uns nun aufgrund der Abwendungsvereinbarung herbeiinterpretieren. Immerhin, ein Trostpreis – wird uns von manchen gesagt. Schließlich werden immer noch viel zu viele Hausgemeinschaften völlig schutzlos dem Immobilien-Business ausgeliefert. Mag sein.

Wir wissen nicht, was uns erwartet, aber wir haben eine ziemlich klare Vorstellung davon. Und wir haben einiges dazu gelernt:

  • Wir sind eine kleine, aber sehr starke und überdurchschnittlich gut abgestimmte Hausgemeinschaft.
  • Wir verfügen über eine Mischung aus Erfahrungen und Talenten, die es uns ermöglichen, uns binnen kürzester Zeit zu organisieren.
  • Es werden derzeit in ganz Berlin Dutzende Häuser verkauft bzw. gekauft. Woche für Woche kommen neue hinzu. Doch die Hausgemeinschaften organisieren sich. Die Menschen vernetzen sich. Lernen voneinander. Es ist eine Entwicklung, die Mut macht. Alle diese Hausgemeinschaften haben unsere volle Solidarität und Unterstützung.
  • Das Immobilien-Business wird sich das nicht gefallen lassen. Sicher, die Höhe der Investitionen spricht für sich. Am Ende werden sich die meisten Hausgemeinschaften den Vorkauf selbst nicht leisten können. Die Preise steigen. Doch auch die Nervosität des Immobilien-Business steigt. Mit jedem erfolgreichen Vorkauf. Das reicht von offenen Anfeindungen und Warnungen in den üblichen Branchenforen bis hin zu scheinbar harmlosen Gerüchten. Diese Gerüchte werden gestreut, um die Mieter*innen zu verunsichern und vor allem ruhig zu stellen. Ein solches Gerücht erreichte uns auch: Es war die Geschichte von der netten alten Dame, die das Haus ja nur als Anlage für ihre Tochter kaufe und auch sonst sehr lieb sei. Lieb oder nicht – niemand kauft ein Gebäude, um Verluste zu machen.
  • Die Wohnungsbaugenossenschaften – über 70 in Berlin und Umgebung – fungieren meistens als Druckmittel bei der Prüfung des Vorkaufsrechts durch die Bezirke. Dennoch sind viele von ihnen bereit, Zeit und Mittel einzusetzen, um womöglich doch hier und da ein Haus vorzukaufen. Schließlich ist genossenschaftliches Wohnen für viele Mieter*innen in solchen Situationen das klar bevorzugte Konzept. Und sorgt meistens auch für einen tatsächlichen und längerfristigen Milieuschutz.

 

Wir wissen nicht, was uns erwartet. Als Hausgemeinschaft halten wir jedenfalls mehr als zuvor zusammen. Und wir bleiben.

KIENITZER 16 BLEIBT.

 

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